Was ist eine posttraumatische Belastungsstörung?
Die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine psychische Erkrankung, die nach dem Erleben oder der Beobachtung eines traumatischen Ereignisses auftreten kann. Solche Ereignisse können Unfälle, Gewaltverbrechen, Kriegserfahrungen, Naturkatastrophen oder andere bedrohliche Situationen sein. Betroffene leiden unter anhaltendem Stress, wiederkehrenden Erinnerungen (Flashbacks) und emotionaler Belastung. PTBS kann das Alltagsleben erheblich beeinträchtigen und zu Angstzuständen, Schlafstörungen sowie Depressionen führen [ICD-10, F43.1].
Cannabis bei PTBS
Cannabis enthält Wirkstoffe wie Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD), die mit dem Endocannabinoid-System des Körpers interagieren. Dieses System spielt eine Rolle bei der Regulierung von Emotionen, Angst und Stressreaktionen. Cannabis könnte dabei helfen, einige PTBS-Symptome zu lindern:
- Reduzierung von Alpträumen und Schlafstörungen
- Minderung von Angstzuständen und Flashbacks
- Verbesserung der allgemeinen Lebensqualität durch Entspannungseffekte
Besonders THC-haltige Produkte können helfen, die überaktiven Stressreaktionen zu dämpfen, während CBD beruhigend und angstlösend wirken kann. Dennoch ist die Wirkung individuell verschieden, und nicht jeder Betroffene profitiert gleichermaßen von einer Cannabistherapie.
Symptome & Diagnose einer PTBS
Die Symptome einer PTBS können individuell variieren, aber sie lassen sich in drei Hauptgruppen unterteilen:
- Wiedererleben des Traumas: Flashbacks, Albträume, belastende Gedanken und intensive körperliche Reaktionen auf Erinnerungen an das Ereignis.
- Vermeidungsverhalten: Betroffene meiden Orte, Personen oder Situationen, die an das Trauma erinnern, und haben oft Schwierigkeiten, Emotionen auszudrücken oder soziale Kontakte zu pflegen.
- Übererregung: Anhaltende Nervosität, Schlafprobleme, Reizbarkeit, Konzentrationsstörungen und eine erhöhte Schreckhaftigkeit.
Die Diagnose erfolgt durch eine ausführliche psychiatrische oder psychologische Untersuchung, bei der die Symptome und die Belastung des Betroffenen im Alltag analysiert werden.
Therapie einer PTBS
Die Behandlung der PTBS umfasst verschiedene Ansätze, darunter:
- Psychotherapie: Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) sowie die traumafokussierte Therapie haben sich als besonders wirksam erwiesen. Hierbei lernen Betroffene, ihre belastenden Erinnerungen zu verarbeiten und negative Denkmuster zu durchbrechen.
- Medikamentöse Behandlung: Antidepressiva wie selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) werden oft verschrieben, um Symptome wie Angst und Schlafstörungen zu lindern.
- Entspannungs- und Achtsamkeitstechniken: Methoden wie Meditation, Yoga oder Atemübungen können helfen, den Stresspegel zu senken und die emotionale Belastung zu reduzieren.
In den letzten Jahren ist zudem das Interesse an alternativen Behandlungsmethoden gewachsen. Ein viel diskutiertes Thema ist der Einsatz von medizinischem Cannabis bei PTBS.
Die Studienlage zur Behandlung mit Cannabis bei PTBS
Die Forschung zu Cannabis als Behandlungsmethode für PTBS nimmt zu. Einige vielversprechende Studien zeigen, dass Cannabis eine Reduktion von PTBS-Symptomen bewirken kann:
- Eine systematische Übersichtsarbeit fand Hinweise darauf, dass Cannabis mit einer Reduktion der PTBS-Symptome und einer Verbesserung der Lebensqualität verbunden sein könnte. Allerdings wurde die Qualität der meisten Studien bemängelt und es wurden Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit, Kopfschmerzen und psychoaktive Effekte wie Agitation und Euphorie berichtet [Rehman et al. 2021]
- Eine prospektive Studie zeigte, dass die Symptomschwere bei PTBS-Patienten, die Cannabis nutzten, nach einem Jahr abnahm und sie mit einer höheren Wahrscheinlichkeit nicht mehr bestimmte Kriterien (DSM-5) für eine PTBS erfüllten, verglichen mit denen, die kein Cannabis konsumierten [Bonn-Miller et al. 2022].
Trotz dieser positiven Ansätze gibt es weiterhin Forschungsbedarf. Es ist wichtig zu beachten, dass die verfügbaren Studien sich in ihrer Qualität unterscheiden und die Ergebnisse nicht einheitlich sind. Während einige Studien positive Effekte von medizinischem Cannabis bei PTBS-Patienten zeigen, sind weitere hochwertige, randomisierte kontrollierte Studien erforderlich, um die Wirksamkeit und Sicherheit von Cannabis als Behandlung für PTBS zu bestätigen. Zudem sollte eine Cannabistherapie stets in Absprache mit einem erfahrenen Arzt erfolgen.
Häufige Fragen zu Cannabis und PTBS
Was bewirkt Cannabis bei PTBS?
Die Forschung zur Wirkung von Cannabis bei PTBS-Symptomen befindet sich noch in einem frühen Stadium. Dennoch setzen viele Betroffene Cannabis eigenständig ein, um Beschwerden wie Ängste zu reduzieren.
Cannabis kann bei Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) helfen, indem es direkt auf das Endocannabinoid-System (ECS) des Körpers wirkt. Dieses System spielt eine Schlüsselrolle bei der Regulierung von Angst, Stress, Schlaf und emotionalen Reaktionen – alles Bereiche, die bei PTBS stark beeinträchtigt sein können.
1. Reduktion von Albträumen und Schlafstörungen
Viele PTBS-Patienten leiden unter intensiven Albträumen und Schlaflosigkeit.
- THC (Tetrahydrocannabinol) kann helfen, belastende Träume zu reduzieren oder sogar zu unterdrücken, indem es die Aktivität in der Amygdala (dem Angstzentrum im Gehirn) verringert.
- CBD (Cannabidiol) kann beruhigend wirken und den Schlaf-Wach-Rhythmus regulieren.
2. Angst- und Panikreduktion
PTBS ist oft mit chronischer Angst und Panikattacken verbunden.
- CBD hat angstlösende Eigenschaften und kann helfen, die emotionale Überreaktion auf traumatische Erinnerungen zu reduzieren.
- THC in niedrigen Dosen kann ebenfalls beruhigend wirken, während hohe Dosen eher gegenteilige Effekte haben können.
3. Emotionale Stabilisierung und Reduktion der Hypervigilanz
Menschen mit PTBS sind oft ständig in Alarmbereitschaft (Hypervigilanz), was zu ständiger Anspannung und Reizbarkeit führt.
- Cannabis kann die Überaktivität der Amygdala reduzieren, wodurch die „Kampf-oder-Flucht“-Reaktion gedämpft wird.
- Dies hilft, sich in sozialen Situationen sicherer zu fühlen und weniger getriggert zu werden.
4. Unterstützung bei der Verarbeitung traumatischer Erinnerungen
- THC kann helfen, belastende Erinnerungen mit weniger Angst zu erinnern, was in Kombination mit Psychotherapie den Heilungsprozess unterstützen kann.
- CBD kann helfen, die emotionale Distanz zu traumatischen Erlebnissen zu fördern, ohne dabei das Erinnerungsvermögen zu beeinträchtigen.
5. Verbesserung der Lebensqualität
Durch die Kombination aus besserem Schlaf, weniger Angst und erhöhter emotionaler Stabilität kann Cannabis vielen Betroffenen helfen, wieder am sozialen Leben teilzunehmen, alltägliche Aufgaben besser zu bewältigen und sich insgesamt stabiler zu fühlen.
Welches Cannabis bei PTBS?
Bei der Behandlung von Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) können bestimmte Terpene in Cannabis unterstützend wirken, indem sie Symptome wie Angst, Depressionen und Schlafstörungen lindern. Hier sind einige Terpene, die sich als vorteilhaft erwiesen haben:
1. Linalool
- Vorkommen: Hauptsächlich in Lavendel, aber auch in bestimmten Cannabis-Sorten.
- Wirkung: Bekannt für seine beruhigenden und angstlösenden Eigenschaften, kann Linalool helfen, Angstzustände zu reduzieren und den Schlaf zu verbessern.
2. Limonen
- Vorkommen: In Zitrusfrüchten wie Zitronen und Orangen sowie in einigen Cannabis-Sorten.
- Wirkung: Wirkt stimmungsaufhellend und angstlösend, was bei der Linderung von PTBS-Symptomen hilfreich sein kann.
3. Pinen
- Vorkommen: In Kiefern, Rosmarin und Basilikum sowie in verschiedenen Cannabis-Sorten.
- Wirkung: Hat entzündungshemmende Eigenschaften und kann die geistige Klarheit fördern, was bei der Bewältigung von Stress und Angstzuständen unterstützen kann.
4. Myrcen
- Vorkommen: In Mangos, Thymian und Hopfen sowie in vielen Cannabis-Sorten.
- Wirkung: Besitzt beruhigende Effekte und kann bei der Förderung von Entspannung und Schlaf helfen, was für PTBS-Patienten vorteilhaft sein kann.
5. Beta-Caryophyllen
- Vorkommen: In schwarzem Pfeffer, Nelken und Zimt sowie in bestimmten Cannabis-Sorten.
- Wirkung: Wirkt entzündungshemmend und kann durch die Interaktion mit CB2-Rezeptoren im Endocannabinoid-System zur Linderung von Angst und Stress beitragen.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Wirkung von Terpenen individuell variieren kann und oft in Kombination mit anderen Cannabinoiden wie THC und CBD auftritt, was als „Entourage-Effekt“ bezeichnet wird. Daher sollte die Auswahl der geeigneten Cannabis-Sorte und Terpenprofil in Absprache mit einem erfahrenen Arzt oder Therapeuten erfolgen, um eine optimale und sichere Behandlung zu gewährleisten.
Was Patienten über die Therapie mit Cannabis bei PTBS berichten
Thomas S., 63 Jahre
Wenn mir vor ein paar Jahren jemand gesagt hätte, dass ich irgendwann wieder ruhig schlafen und mich tagsüber einigermaßen normal fühlen würde, hätte ich es nicht geglaubt. Nach meinem Unfall vor fast zehn Jahren war nichts mehr, wie es vorher war. Ich litt unter Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) – das bedeutete für mich: Nächte voller Albträume, Tage voller Anspannung, eine innere Unruhe, die mich nicht losließ. Ich hatte Angst, die Kontrolle über mein eigenes Leben zu verlieren.
Ich habe viele Dinge ausprobiert – Medikamente, Gesprächstherapie, verschiedene Entspannungstechniken. Die Psychotherapie hat mir geholfen, meine Erfahrungen einzuordnen, aber die Symptome blieben. Die Nächte waren der schlimmste Teil. Immer wieder die gleichen Bilder, das Gefühl, gefangen zu sein. Ich wachte schweißgebadet auf, unfähig, wieder einzuschlafen. Tagsüber fühlte ich mich oft wie in einem Nebel, müde, gereizt, erschöpft von den ständigen inneren Kämpfen.
Mein Hausarzt hat mich so gut es ging unterstützt, aber bei medizinischem Cannabis hatte er wenig Erfahrung. Er meinte, dass er davon gehört habe, aber keine fundierte Einschätzung geben könne. Also begann ich selbst zu recherchieren und stieß auf 5SWAN, eine digitale Plattform, die sich auf medizinische Cannabis-Therapie spezialisiert hat. Nach einem ersten Beratungsgespräch mit einem erfahrenen Arzt dort entschied ich mich, es zu versuchen.
Schon nach wenigen Wochen merkte ich eine Veränderung. Das erste, was mir auffiel: Ich konnte endlich wieder schlafen. Die Albträume wurden seltener, und wenn ich aufwachte, war ich nicht mehr so panisch wie früher. Statt zwei oder drei Stunden Schlaf am Stück schaffte ich plötzlich sechs oder sieben.
Doch es war nicht nur der Schlaf – auch meine Tage veränderten sich. Ich fühlte mich ausgeglichener, weniger gereizt und vor allem nicht mehr so angespannt. Früher war ich in ständiger Alarmbereitschaft, als könnte jeden Moment etwas Schreckliches passieren. Das hat sich gebessert. Ich kann wieder in ein Café gehen, ohne mich dauernd umsehen zu müssen. Ich kann Gespräche führen, ohne innerlich darauf vorbereitet zu sein, sofort in die Defensive zu gehen.
Mein Arzt betont immer wieder, dass die Gesprächstherapie weiterhin wichtig ist – und er hat recht. Die Cannabis-Therapie hat mich nicht geheilt, aber sie hat mir die Möglichkeit gegeben, wieder aktiv an meiner Therapie teilzunehmen, mich darauf einzulassen. Ich bin nicht mehr völlig überwältigt von meinen Symptomen. Ich habe das Gefühl, wieder auf dem richtigen Weg zu sein.
Es gibt immer noch schwere Tage. Es gibt Momente, in denen die Erinnerungen hochkommen. Aber zum ersten Mal seit Jahren habe ich das Gefühl, dass ich eine Chance habe, damit umzugehen. Und das ist mehr, als ich je zu hoffen gewagt hatte.