Medizinisches Cannabis bei Schlafstörungen
Inhalt
- Was sind Schlafstörungen und wie äußern sie sich?
- Multitalent: Guter Schlaf
- Wie schlafen wir? Ein Blick auf die Schlafphasen und ihre Funktion
- Die Bedeutung der Schlafhygiene für einen gesunden Schlaf
- Die Grundprinzipien der Schlafhygiene
- Diagnose von Schlafstörungen
- Therapie von Schlafstörungen
- Was Patienten mit Schlafstörungen über die Therapie mit Cannabis berichten
- Wie kann ich Cannabis als Medizin gegen Schlafstörungen verschreiben lassen?
Was sind Schlafstörungen und wie äußern sie sich?
Schlafstörungen sind Probleme, die die Qualität, Dauer oder den Ablauf des Schlafs beeinträchtigen. Sie können in verschiedenen Formen auftreten und sowohl das Einschlafen als auch das Durchschlafen betreffen oder zu frühmorgendlichem Erwachen führen. Menschen mit Schlafstörungen fühlen sich oft trotz ausreichender Schlafdauer nicht erholt.
Zu den häufigsten Anzeichen zählen:
- Einschlafprobleme: Schwierigkeiten, Schlaf zu finden, selbst wenn man müde ist.
- Durchschlafprobleme: Häufiges Aufwachen in der Nacht mit Schwierigkeiten, wieder einzuschlafen.
- Frühes Erwachen: Aufwachen in den frühen Morgenstunden und nicht mehr einschlafen können.
- Tagesmüdigkeit: Übermäßige Müdigkeit oder Erschöpfung tagsüber, die alltägliche Aufgaben erschwert.
- Konzentrationsprobleme: Schwierigkeiten, sich zu fokussieren oder aufmerksam zu bleiben, oft begleitet von Reizbarkeit und Stimmungsschwankungen.
Schlafstörungen können sowohl vorübergehend als auch chronisch auftreten und haben oft erhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualität.
Warum fällt das Schlafen manchmal schwer?
Die Ursachen von Schlafstörungen sind vielfältig. Stress und Angst sind häufige Auslöser, da psychische Belastungen das Einschlafen und Durchschlafen erschweren können. Auch ungesunde Schlafgewohnheiten, wie unregelmäßige Schlafenszeiten, zu viel Bildschirmzeit kurz zuvor oder eine unangenehme Schlafumgebung können einen negativen Einfluss haben. Körperliche Erkrankungen wie Schmerzen, Asthma, Herzprobleme oder Magen-Darm-Beschwerden stören ebenfalls oft den Schlaf. Einige Medikamente können Schlafprobleme verursachen. Substanzmissbrauch, insbesondere von Alkohol, Koffein und Nikotin, beeinträchtigt den Schlaf zusätzlich. Spezifische Schlafstörungen wie Schlafapnoe, bei der es während des Schlafs zu Atemaussetzern kommt, und das Restless-Legs-Syndrom sind weitere häufige Ursachen.
Medizinisches Cannabis bei Schlafstörungen
Seit Jahren wächst das Interesse mit medizinischem Cannabis, Schlafstörungen zu behandeln. Noch steckt die Forschung dazu in ihren Anfängen. In den kommenden Jahren werden Studien und Untersuchungen hoffentlich weitere Informationen rund um das Thema liefern können. Was wir bisher über medizinisches Cannabis im Zusammenhang mit unserem Schlaf wissen, ist folgendes:
- Es kann zu einer Verbesserung der Schlafqualität beitragen.¹
- Durch seine schmerzlindernde Wirkung kann medizinisches Cannabis für ein besseres Ein- und Durchschlafen bei chronischen Schmerzen sorgen.²
- Medizinisches Cannabis kann entspannend wirken und so helfen, Schlaflosigkeit zu bekämpfen, die durch Stress oder Angstzustände verursacht wird.³
- Es kann weniger Nebenwirkungen als die klassischen Schlafmedikamente mit sich bringen.⁴
Viele Betroffene wünschen sich eine gute Option bei der Behandlung ihrer Schlafprobleme. Es gibt bereits Hinweise darauf, dass medizinisches Cannabis bei Schlafstörungen helfen kann, aber es gibt auch Risiken. Ein chronischer Konsum kann zu einer psychischen Abhängigkeit führen. Wird der Konsum dann eingestellt, kann das wiederum Schlafstörungen begünstigen und zu innerer Unruhe führen.⁵ Außerdem kann die Schlafarchitektur beeinflusst werden. Laut einiger Studien nehmen die REM-Schlafphasen ab und die Gesamtdauer des Schlafs geht zurück.⁶ Daher ist eine kontrollierte Abgabe durch einen Arzt notwendig. Die Therapie sollte nach dem Prinzip “So wenig wie möglich, so viel wie notwendig.”
Multitalent: Guter Schlaf
Während des Schlafs durchläuft unser Körper verschiedene Schlafzyklen, die für die Erholung und Regeneration von Körper und Geist unerlässlich sind. Während Schlaf oberflächlich betrachtet nur wie ein inaktiver Zustand unseres Körpers aussieht, spielt sich währenddessen eine Menge an regenerativen Prozessen ab. Nervenzellen vernetzen sich, Proteine werden gebildet und Hormone freigesetzt. Es kommt zur Zellerneuerung und Wundheilungsprozesse werden angestoßen.⁷
Ein ausreichender Schlaf ist eng mit einem gesunden Immunsystem verbunden. Während wir schlafen, kommt unsere körpereigene Abwehr in Gang. Nur so sind wir in der Lage, bestmöglich auf Krankheitserreger zu reagieren und diese zu bekämpfen. Neueste Studien haben gezeigt, dass Schlafmangel die Funktion bestimmter Immunzellen (T-Zellen) beeinträchtigt.⁸ Währenddessen gibt es Hinweise darauf, dass ausreichender Schlaf das Risiko für Erkältungen und Grippe minimieren könnte.⁹
Schlafmangel kann unsere emotionale Stabilität beeinträchtigen und zu Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit und Stress führen. Während des REM-Schlafs, der Phase mit intensiven Träumen, verarbeitet das Gehirn positive und negative Emotionen. Diese Phase kann z.B. bei depressiven Menschen gestört sein.¹⁰ Ausreichender Schlaf fördert somit unsere emotionale Gesundheit und trägt zu einem positiven Gemütszustand bei.
Während des Schlafs festigt das Gehirn die tagsüber erworbenen Informationen und Fähigkeiten. Dies ist besonders wichtig für das Lernen und die Bildung neuer Erinnerungen. Menschen, die gut schlafen, können sich oft besser konzentrieren, Informationen schneller aufnehmen und langfristig behalten.¹⁰
Es mag überraschend klingen, aber Schlafmangel kann sich auf unser Gewicht auswirken. Ein gestörter Schlaf beeinflusst verschiedene Stoffwechselvorgänge und Hormonspiegel. So können höhere Konzentrationen von Ghrelin (Hormon für Hunger- und Sättigungsgefühl) bei Menschen mit Schlafmangel nachgewiesen werden. Unzureichender Schlaf erhöht allgemein das Risiko für Übergewicht, Diabetes und das metabolische Syndrom.¹¹ ¹²
Ausreichender Schlaf trägt zur Erhaltung der Herzgesundheit bei. Chronischer Schlafmangel wurde mit einem erhöhten Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle in Verbindung gebracht. Während wir schlafen, kann sich der Blutdruck normalisieren, unsere Gefäße werden weniger belastet und so kann sich das Herz-Kreislauf-System erholen.¹²
Der Begriff „Schönheitsschlaf“ hat tatsächlich eine Grundlage. Schlechter Schlaf kann die Kollagenproduktion, die für eine straffe und elastische Hauterscheinung wichtig ist, stören.¹³ Außerdem ist bekannt, dass dermatologische Erkrankungen wie atopische Dermatitis, Ekzeme und Schuppenflechte durch Schlafprobleme verschlimmert werden und diese umgekehrt den Schlaf beeinflussen können.¹⁴
Wie schlafen wir? Ein Blick auf die Schlafphasen und ihre Funktion
Schlaf ist viel mehr als nur eine Pause – es ist eine komplexe Abfolge von Prozessen, die unserem Körper und Gehirn ermöglichen, sich zu erholen und aufzuladen. In Deutschland liegt fast jeder Zweite gegen 23 Uhr im Bett. Ebenfalls die Hälfte kommt nur auf maximal 6 Stunden Schlaf pro Tag.¹⁵ Während wir schlafen, durchlaufen wir verschiedene Schlafphasen, die jeweils eine wichtige Rolle für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden spielen.¹⁶ ¹⁷ Der Schlafprozess kann in zwei Haupttypen unterteilt werden: den REM-Schlaf (rapid eye movement, engl. für rasche Augenbewegung) und den Non-REM-Schlaf (N1 – N3). Jede dieser Phasen hat ihre eigenen einzigartigen Eigenschaften und Funktionen.
Diese Non-REM-Schlafphasen wechseln sich während der Nacht in etwa 90-minütigen Zyklen mit einem REM-Schlaf ab. Die ersten REM-Schlafphasen dauern in der Regel nur wenige Minuten und nehmen über die Nacht hinweg an Dauer zu. Kurz vor dem Erwachen kann der REM-Schlaf 30 bis 60 Minuten dauern. Tiefschlaf findet hingegen zu Beginn der Nacht statt.¹⁸ Jeder Zyklus trägt dazu bei, Körper und Geist auf verschiedene Arten zu erholen und zu unterstützen. Die Kenntnis dieser Phasen ermöglicht es uns, die Bedeutung einer ausgewogenen Schlafqualität zu schätzen und bewusst an unserem Wohlbefinden zu arbeiten.
- Einschlafphase (N1): Dies ist der Anfang des Schlafzyklus, in dem wir uns vom Wachsein zum Schlafen bewegen. Unsere Muskeln entspannen sich, wir atmen langsamer und auch unsere Herzfrequenz verlangsamt sich. In dieser Phase sind wir bereits unempfindlicher für leichte Geräusche und Berührungen.
- Leichter Schlaf (N2): In dieser Phase verbringen wir ungefähr die Hälfte der Schlafzeit. Der Schlaf wird stabiler und unser Körper bereitet sich auf den Tiefschlaf vor. Trotzdem sind wir noch leicht erweckbar. Manchmal kann man Muskelzuckungen in dieser Phase beobachten.
- Tiefschlaf (N3): Der Tiefschlaf ist wichtig für die körperliche Erholung. Atmung und Herzschlag werden immer langsamer, die Muskulatur entspannt sich weiter und die Körpertemperatur sinkt. Im Tiefschlaf findet die eigentliche Regeneration statt. Es kommt zur Zellteilung, Reparatur von Geweben und bei Kindern zur Ausschüttung von Wachstumshormonen.
- REM-Schlaf: Während des REM-Schlafs bewegen sich unsere Augen schnell hin und her – daher der Name. Dies ist die Phase, in der die meisten Träume auftreten. Das Gehirn ist ähnlich aktiv wie im Wachzustand, und es spielt eine entscheidende Rolle bei der emotionalen Verarbeitung, beim Lernen und bei der Stärkung des Gedächtnisses.
Die Bedeutung der Schlafhygiene für einen gesunden Schlaf
In unserer hektischen und beschäftigten Welt kann es schwierig sein, ausreichend Schlaf zu bekommen. In Deutschland haben laut einer Studie zur Gesundheit Erwachsener fast ein Drittel (30,3%) der Befragten mindestens dreimal in der Woche mit Schlafproblemen zu kämpfen.¹⁹ Unter behandlungsbedürftigen Schlafstörungen leiden laut einer Studie der Barmer etwa 7 % der Bevölkerung und damit circa 6 Millionen Menschen.²⁰ Frauen scheinen dabei häufiger betroffen als Männer und auch mit zunehmendem Alter steigt die Häufigkeit. Währenddessen haben ein hoher sozialer Status und das Leben in einer Partnerschaft einen positiven Einfluss auf den Schlaf.²¹ Die Zahlen sind alarmierend, wenn man bedenkt, von welch entscheidender Bedeutung gesunder Schlaf für unser körperliches und geistiges Wohlbefinden ist. Eine Möglichkeit, die Qualität und Dauer des Schlafs zu verbessern, ist die Einhaltung einer guten Schlafhygiene. Sie umfasst verschiedene Aspekte des Alltags, die alle zusammenwirken, um die Schlafqualität zu verbessern. Indem man diese Prinzipien in den Tagesablauf integriert, kann man die Wahrscheinlichkeit eines erholsamen Schlafs erhöhen.
Die Grundprinzipien der Schlafhygiene
- Regelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus: Versuche, jeden Tag zur gleichen Zeit ins Bett zu gehen und aufzustehen, auch an Wochenenden. Ein konstanter Rhythmus unterstützt den Körper bei der Regulierung seiner inneren Uhr und fördert gesunden Schlaf.
- Schaffe eine schlaffreundliche Umgebung: Dein Schlafzimmer sollte dunkel, leise und kühl sein. Die ideale Temperatur zum Schlafen beträgt zwischen 16 und 19 Grad. Investiere in eine bequeme Matratze und Kissen. Reduziere den Gebrauch elektronischer Geräte wie Fernseher und Smartphones kurz vor dem Zubettgehen. Das Licht, welches von ihnen ausgeht, hemmt die Melatoninproduktion. Melatonin ist unser Schlafhormon und wird es nicht ausreichend produziert, kann das Einschlafen schwerer fallen.
- Entspannung vor dem Schlafengehen: Beruhigende Aktivitäten wie Lesen, Meditation oder ein warmes Bad können dazu beitragen, den Übergang von wach zu schlafend zu erleichtern. Vermeide intensive geistige oder körperliche Tätigkeiten kurz vor dem Zubettgehen.
- Begrenze Koffein und Alkohol: Diese Substanzen können den Schlaf stören. Vermeide es, in den Stunden vor dem Schlafengehen koffeinhaltige Getränke wie Kaffee oder Energy-Drinks zu konsumieren. Alkohol kann dazu führen, dass Du leichter aufwachst und Deine Tiefschlafphasen gestört werden.
- Regelmäßige körperliche Aktivität: Bewegung trägt nicht nur zur allgemeinen Gesundheit bei, sondern kann auch den Schlaf verbessern. Es ist jedoch ratsam, intensive körperliche Aktivitäten am Abend zu vermeiden, da sie eher dazu führen, sich wieder wacher zu fühlen.
- Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung kann auch den Schlaf beeinflussen. Vermeide schwere, fettige Mahlzeiten kurz vor dem Schlafengehen, da diese die Verdauung beeinträchtigen können. Iss lieber leichte und frische Mahlzeiten am Abend.
- Vermeide lange Mittagsschläfe: Wenn Du tagsüber schläfst, kann dies deinen nächtlichen Schlaf beeinträchtigen. Begrenze Mittagsschläfe auf maximal 20-30 Minuten, die viel bekannten “Powernaps”.
- Stressbewältigung: Stress und Sorgen können den Schlaf stören. Praktiken wie Entspannungstechniken, Atemübungen und das Führen eines Tagebuchs können helfen, den Geist vor dem Schlafengehen zu beruhigen.
Vielleicht gehören einige der genannten Aspekte bereits zu Deinem Alltag und Deiner Schlafroutine. Wenn Du unter Schlafproblemen leidest, versuche, weitere zu Dir und Deinem Alltag passende Prinzipien zu integrieren. Das kann der rechtzeitig eingeschaltete Nicht-Stören-Modus im Handy oder aber die abendliche Meditationsübung sein. Das ist ganz individuell. Wenn Du trotz der Anwendung von Schlafhygiene-Praktiken weiterhin Probleme mit deinem Schlaf hast, kann es ratsam sein, ärztlichen Rat aufzusuchen, um anderen möglichen Ursachen auf den Grund zu gehen.
Diagnose von Schlafstörungen
Die Diagnose erfolgt in der Regel durch eine Kombination aus Anamnese, körperlicher Untersuchung und gegebenenfalls speziellen Untersuchungen in einem Schlaflabor. Ein ausführliches Gespräch mit dem Arzt über Schlafgewohnheiten, Symptome und mögliche Auslöser ist der erste Schritt. Patientinnen und Patienten führen häufig über einen bestimmten Zeitraum ein Tagebuch über ihre Schlafgewohnheiten. Bei Verdacht auf schwerwiegende Schlafstörungen wird oft eine Polysomnographie durchgeführt. Das ist eine Untersuchung im Schlaflabor, bei der verschiedene Körperfunktionen während des Schlafs überwacht werden. Standardisierte Fragebögen können ebenfalls helfen, das Ausmaß und die Art der Störung zu bestimmen.
Therapie von Schlafstörungen
Die Behandlung von Schlafstörungen richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache und kann verschiedene Ansätze umfassen. Eine Verbesserung der Schlafgewohnheiten (Schlafhygiene) ist oft der erste Schritt. Dazu gehören feste Schlafenszeiten, eine ruhige und dunkle Schlafumgebung und das Vermeiden von Koffein und Bildschirmen vor dem Schlafengehen. Kognitive Verhaltenstherapie für Insomnie (kurz CBT-I) hat sich als wirksam erwiesen, um negative Gedanken und Verhaltensweisen zu ändern, die den Schlaf beeinträchtigen. In einigen Fällen können Schlafmittel oder andere Medikamente verschrieben werden, diese sollten jedoch nur unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden. Falls körperliche oder psychische Erkrankungen die Schlafstörungen verursachen, müssen diese entsprechend behandelt werden. Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung, Meditation oder Atemübungen können helfen, Stress abzubauen und den Schlaf zu verbessern.
Inwieweit medizinisches Cannabis bei Schlafstörungen zum Einsatz kommen sollte, ist individuell zu entscheiden. Ob Du Dir Cannabis bei Schlafstörungen verschreiben lassen kannst, erfährst Du von einem unserer Ärzte im persönlichen Gespräch.
Cannabis als pflanzliche Medizin bei Schlafstörungen
Cannabis wird zunehmend als mögliche Behandlungsmethode für Schlafstörungen erforscht. Schlafprobleme können viele Ursachen haben, darunter Stress, Schmerzen, Angst oder chronische Erkrankungen. Traditionelle Schlafmittel können zwar helfen, aber sie bringen oft Nebenwirkungen oder Abhängigkeitsrisiken mit sich. Hier kommt Cannabis als pflanzliche Alternative ins Spiel. Die in Cannabis enthaltenen Cannabinoide, insbesondere THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol), interagieren mit dem Endocannabinoid-System des Körpers, das an der Regulierung von Schlaf, Stimmung und Entspannung beteiligt ist. THC wirkt tendenziell beruhigend und kann das Einschlafen erleichtern, während CBD eher für seine angstlösenden und stressabbauenden Effekte bekannt ist, was ebenfalls zu einem besseren Schlaf beitragen kann.
Was Patienten mit Schlafstörungen über die Therapie mit Cannabis berichten
Ich litt seit mehreren Jahren an chronischen Schlafstörungen. Jede Nacht wälzte ich mich stundenlang im Bett, ohne Schlaf zu finden. Die Schlaflosigkeit beeinträchtigte mein tägliches Leben erheblich – ich fühlte mich ständig erschöpft, gereizt und konnte mich kaum konzentrieren. Nach verschiedenen erfolglosen Therapieversuchen entschied ich mich, meinen Arzt auf medizinisches Cannabis anzusprechen.
Mein Arzt unterstützte mich bei dieser Entscheidung und verschrieb mir Cannabisblüten zur Inhalation mit einem medizinischen Verdampfer. Zusätzlich coachte er mich intensiv in der Schlafhygiene. Er riet mir zu regelmäßigen Schlafenszeiten und einer ruhigen, gut temperierten und abgedunkelten Schlafumgebung. Auch betonte er die Wichtigkeit von körperlicher Bewegung – regelmäßiger Sport sollte mir helfen, meinen Körper besser auf den Schlaf vorzubereiten.
Nach wenigen Wochen bemerkte ich eine deutliche Verbesserung. Das Einschlafen fiel mir mit der Einnahme von Cannabis erheblich leichter, und meine Nächte wurden erholsamer. Die Kombination aus der gezielten Schlafhygiene, regelmäßiger Bewegung und der Nutzung des medizinischen Verdampfers vor dem Schlafengehen hat sich als äußerst wirksam erwiesen.
Mittlerweile ist mein Schlaf gut eingestellt, und der Verdampfer ist aus meinem Alltag vor dem Zubettgehen nicht mehr wegzudenken. Ich fühle mich morgens wieder ausgeruht und habe meine Lebensqualität deutlich verbessert. Aktuell schleiche ich die Therapie unter der Anleitung meines Arztes aus. Ich traue mir schon sehr bald zu, auch ohne medizinisches Cannabis einen erholsamen Schlaf zu erleben.
Wie kann ich Cannabis als Medizin gegen Schlafstörungen verschreiben lassen?
Eine zufriedenstellende Cannabis-Therapie bei Schlafstörungen erfordert einen gut durchdachten Ansatz, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen. Hier sind einige Tipps, die Patienten helfen können:
- Dosierung und Art der Anwendung: Beginne mit einer niedrigen Dosis und steigere sie langsam, bis Du die gewünschte Wirkung erzielst. Ein medizinischer Verdampfer kann besonders effektiv sein, da er eine schnelle Wirkung ermöglicht und die Dosierung gut kontrollierbar ist. Bei 5SWAN wirst du genau angelernt, solch ein medizinisch zugelassenes Gerät richtig zu nutzen.
- Cannabinoid-Auswahl: Sowohl THC als auch CBD haben schlaffördernde Eigenschaften, aber ihre Wirkung kann unterschiedlich sein. THC kann das Einschlafen erleichtern, während CBD eher beruhigend wirkt. Eine Kombination beider Stoffe könnte eine bessere Schlafqualität fördern. Zusätzlich ausschlaggebend ist die Wahl der Terpene. Von diesen gibt es viele verschiedene, die gemeinsam in einem sogenannten Entourage-Effekt eine schlaffördernde Wirkung entfalten.
- Schlafhygiene beachten: Achte auf eine ruhige, gut temperierte und abgedunkelte Schlafumgebung. Halte eine regelmäßige Schlafroutine ein und vermeide vor dem Schlafengehen elektronische Geräte.
- Gesundheitszustand berücksichtigen: Bei der Therapie mit medizinischem Cannabis sollte immer der gesamte Gesundheitszustand des Patienten berücksichtigt werden. Sportliche Aktivitäten und eine gesunde Ernährung können die Wirksamkeit der Therapie zusätzlich unterstützen.
- Regelmäßige Rücksprache mit dem Arzt: Es ist wichtig, die Therapie regelmäßig mit dem Arzt zu besprechen und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen.
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Unser Autor
Grischa Judanin, Arzt
Im Laufe der letzten vier Jahre habe ich viele Patienten mit Insomnie begleitet. Schlaflosigkeit zeigt sich oft durch Schwierigkeiten beim Ein- oder Durchschlafen und kann zu Tagesmüdigkeit, Konzentrationsproblemen und verminderter Leistungsfähigkeit führen, was die Lebensqualität erheblich beeinträchtigt. Meine Erfahrungen deuten darauf hin, dass medizinisches Cannabis bei einigen Patienten die Schlafqualität verbessern und somit die Lebensqualität steigern kann. Es ist jedoch entscheidend, diese Behandlung in enger Zusammenarbeit mit Fachärzten durchzuführen. Eine begleitende Therapie durch Spezialisten ist stets notwendig, um eine individuell angepasste Betreuung zu gewährleisten und andere mögliche Ursachen oder Begleiterkrankungen nicht zu übersehen. Zudem ist es wichtig, den Patienten in Fragen der Schlafhygiene anzuleiten und zu unterstützen, um langfristig gesunde Schlafgewohnheiten zu fördern.
Qualitätssicherung: Dr. David Hanisch
Referenzen
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