Besonders in letzter Zeit wird diskutiert, ob auch medizinisches Cannabis Migräne lindern kann. Wir geben dir einen Überblick über Migräne als Erkrankung und beleuchten, wie Cannabis bei Migräne helfen kann.
Was ist Migräne?
Migräne ist eine chronische neurologische Erkrankung, die durch wiederkehrende, starke Kopfschmerzattacken gekennzeichnet ist. Diese Kopfschmerzen treten in der Regel einseitig auf, sind pulsierend und können mehrere Stunden bis Tage andauern [S1-Leitlinie Migräne]. Migräne ist mehr als nur ein starker Kopfschmerz. Sie geht oft mit zusätzlichen Symptomen einher, die die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Die Erkrankung ist nicht vollständig erforscht, aber es wird angenommen, dass sowohl genetische Faktoren als auch Umwelteinflüsse eine Rolle spielen. Veränderungen im Gehirn, insbesondere im Bereich der Nervenbahnen und Neurotransmitter, scheinen zu den typischen Migränesymptomen zu führen.
Migräne zählt zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen. In Deutschland sind rund 12 bis 14 % der Frauen und 6 bis 8 % der Männer davon betroffen. Bei Kindern bis zur Pubertät liegt die Zahl bei etwa 4 bis 5 %. Die ersten Migräneanfälle treten bei vielen Frauen im Alter von 12 bis 16 Jahren auf, während Männer häufig zwischen 16 und 20 Jahren ihre ersten Attacken erleben. Am häufigsten und intensivsten zeigen sich die Migräneanfälle im Alter von 30 bis 40 Jahren, bevor sie ab dem 55. Lebensjahr allmählich nachlassen. [Migräne. Neurologen und Psychiater im Netz.]

Cannabis gegen Migräne und Kopfschmerzen
Cannabis wird seit Jahrtausenden als Heilpflanze verwendet. In den letzten Jahren rückt es vermehrt als mögliche Therapieoption bei Migräne in den Fokus. Die Wirkstoffe im Cannabis, insbesondere die Cannabinoide wie THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol), interagieren mit dem körpereigenen Endocannabinoid-System. Dieses System spielt eine Rolle bei der Schmerzregulation, Entzündungsprozessen und der Kontrolle von Übelkeit – alles Faktoren, die auch bei Migräne eine Rolle spielen.
THC wirkt vor allem auf das zentrale Nervensystem und kann zur Schmerzlinderung beitragen, während CBD eher entzündungshemmende und angstlösende Eigenschaften besitzt. Beide Substanzen zusammen könnten daher bei der Behandlung von Migräne nützlich sein, indem sie eventuell sowohl die Kopfschmerzen als auch die Begleitsymptome wie Übelkeit und Lichtempfindlichkeit reduzieren. Auch die Häufigkeit und Intensität der Migräneattacken ließen sich reduzieren.
Es gibt konkrete Anzeichen in der Therapie mit medizinischem Cannabis bei der Migräne, dass neben den Cannabinoiden THC und CBD auch Terpene eine wichtige Rolle spielen. Terpene wie Myrcen, Limonen und Linalool könnten aufgrund ihrer potenziellen entzündungshemmenden und schmerzlindernden Eigenschaften die Wirksamkeit der Behandlung verbessern. Diese Verbindungen beeinflussen nicht nur das Aroma von Cannabis, sondern könnten auch synergistisch mit Cannabinoiden interagieren, um Migränesymptome zu lindern. Aktuelle Forschungen untersuchen diese synergistischen Effekte, um effektivere Behandlungsansätze für Migränepatienten zu entwickeln.
Die Studienlage zu Cannabis gegen Migräne
Die wissenschaftliche Forschung zum Einsatz von Cannabis gegen Kopfschmerzen und Migräne steckt noch in den Anfängen, aber die bisherigen Studien liefern starke und vielversprechende Ergebnisse.
- Eine Studie aus Colorado (Rhyne et al. 2016) zeigte, dass die regelmäßige Anwendung von medizinischem Cannabis die Anzahl der Migräneanfälle bei den Teilnehmern um etwa 50 % verringerte.
- Eine Metaanalyse, die 12 Publikationen mit 1980 Teilnehmern untersuchte, fand heraus, dass 6 Monate nach dem Konsum von medizinischem Cannabis Übelkeit und Erbrechen im Zusammenhang mit Migräneanfällen deutlich reduziert waren. Außerdem reduzierte der Gebrauch von medizinischen Cannabis die Anzahl der Migränetage nach 30 Tagen und die Häufigkeit der Migränekopfschmerzen pro Monat. (Babasola et al. 2022)
Die Wirksamkeit von Cannabis bei Migräne kann von Person zu Person unterschiedlich sein. Während einige Patienten weniger stark auf eine solche Therapie reagieren, erzielen andere wiederum große Erfolge. Unser Ärzteteam von 5SWAN arbeitet mit vielen Migränepatienten zusammen und kann auch bei dir prüfen, inwieweit eine Therapie mit medizinischen Cannabis bei deiner Migräne in Frage kommt.
Migräne-Symptome
Die Symptome einer Migräne können von Person zu Person unterschiedlich sein. Typischerweise verläuft eine Migräne in vier Phasen, die jedoch nicht bei jedem Betroffenen auftreten müssen:
- Vorbotenphase (Prodromalphase): Viele Patienten spüren Stunden oder sogar Tage vor einer Migräne Anzeichen wie Müdigkeit, Stimmungsschwankungen, Heißhunger oder Konzentrationsprobleme.
- Aura: Etwa 20 % der Migränepatienten erleben eine sogenannte Aura, die etwa 10–60 Minuten vor dem eigentlichen Kopfschmerz einsetzt. Diese äußert sich häufig in Sehproblemen wie Lichtblitzen oder verschwommenem Sehen, aber auch Sprachstörungen und Kribbeln in den Extremitäten können auftreten.
- Kopfschmerzphase: Der Schmerz tritt meist einseitig und pochend auf. Neben dem Schmerz können Übelkeit, Erbrechen, Lichtempfindlichkeit (Photophobie) und Lärmempfindlichkeit (Phonophobie) auftreten. Diese Phase kann zwischen 4 Stunden und 72 Stunden andauern.
- Rückbildungsphase: Nach dem Abklingen des Schmerzes fühlen sich viele Betroffene erschöpft und abgeschlagen, ähnlich wie nach einer Grippe.
Diagnose der Migräne
Die Diagnose einer Migräne erfolgt in der Regel durch eine ausführliche Befragung des Patienten zu den auftretenden Symptomen, der Häufigkeit der Anfälle und der familiären Vorgeschichte. Ein Migränetagebuch, in dem Betroffene die Häufigkeit und Art ihrer Kopfschmerzen notieren, kann dabei helfen, die Diagnose zu bestätigen. Da es keinen spezifischen Test für Migräne gibt, müssen Ärzte oft andere Kopfschmerzerkrankungen ausschließen, bevor sie die Diagnose stellen. Bildgebende Verfahren wie MRT oder CT können eingesetzt werden, um andere neurologische Erkrankungen auszuschließen, sind aber bei Migräne in der Regel nicht notwendig
Therapie der Migräne
Die Behandlung von Migräne zielt darauf ab, sowohl die Häufigkeit der Attacken zu verringern als auch die Schwere der Kopfschmerzen während einer Migräneattacke zu lindern. Es gibt zwei Hauptansätze:
- Akuttherapie: Zur Linderung akuter Migräneanfälle werden Schmerzmittel wie Paracetamol, Ibuprofen oder spezielle Migränemittel wie Triptane eingesetzt. Auch Medikamente gegen Übelkeit können helfen.
- Prophylaxe: Patienten, die häufig unter Migräne leiden, profitieren möglicherweise von einer vorbeugenden Behandlung. Dazu gehören Betablocker, Antidepressiva oder Antikonvulsiva. Neben Medikamenten können auch Stressbewältigungstechniken, Entspannungstraining und regelmäßige körperliche Aktivität die Häufigkeit von Migräneattacken reduzieren.
Einige Patienten berichten auch von positiven Effekten durch alternative Heilmethoden wie Akupunktur oder bestimmte Diäten. In den letzten Jahren hat zur Behandlung der Migräne Cannabis zunehmend Aufmerksamkeit erlangt.
Welches Cannabis bei Migräne?
Terpene spielen eine entscheidende Rolle in der Wirkung von medizinischem Cannabis, insbesondere bei der Behandlung von Migräne. Sie sind aromatische Verbindungen, die nicht nur für den charakteristischen Duft und Geschmack der Cannabispflanze verantwortlich sind, sondern auch therapeutische Eigenschaften besitzen. Bei Migräne können bestimmte Terpene dazu beitragen, Schmerzen zu lindern, Entzündungen zu reduzieren und Stress abzubauen.
Wesentliche Terpene bei Migräne:
- Beta-Caryophyllen
Beta-Caryophyllen ist bekannt für seine starke entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkung. Es bindet direkt an die CB2-Rezeptoren des Endocannabinoid-Systems, was zur Reduzierung von Entzündungen beiträgt. Bei Migräne kann dies besonders hilfreich sein, da entzündliche Prozesse oft eine Rolle bei der Schmerzempfindung spielen. - Linalool
Dieses Terpen hat beruhigende und angstlösende Eigenschaften. Linalool kann helfen, Stress und Anspannung zu reduzieren, die häufig als Auslöser für Migräneattacken gelten. Zudem besitzt es schmerzlindernde Effekte, die zur Linderung von Kopfschmerzen beitragen können. - Myrcen
Myrcen wirkt sedierend und muskelentspannend. Es kann die Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke erhöhen, wodurch andere Cannabinoide effektiver wirken können. Bei Migräne kann Myrcen dazu beitragen, die Intensität der Schmerzen zu reduzieren und für Entspannung zu sorgen. - Pinene
Pinene hat entzündungshemmende Eigenschaften und kann die geistige Wachheit fördern. Es kann helfen, die Luftwege zu erweitern und die Sauerstoffversorgung zu verbessern, was bei einigen Migränepatienten zur Linderung der Symptome beitragen kann. - Limonen
Mit seinem erfrischenden Zitrusaroma wirkt Limonen stimmungsaufhellend und stressreduzierend. Da Stress ein bekannter Trigger für Migräne ist, kann Limonen helfen, das Risiko von Anfällen zu vermindern. Es besitzt zudem entzündungshemmende Eigenschaften.
Zusammenfassung:
Die oben genannten Terpene können durch ihre individuellen Eigenschaften wesentlich zur Linderung von Migränesymptomen beitragen. Sie wirken oft synergistisch mit den Cannabinoiden in Cannabis, was den sogenannten Entourage-Effekt erzeugt. Bei einer medizinischen Cannabistherapie gegen Migräne ist es daher wichtig, auf das Terpenprofil der verwendeten Sorte zu achten. Eine gezielte Auswahl kann die therapeutische Wirksamkeit erhöhen und Patienten helfen, ihre Symptome effektiver zu managen.
Häufige Fragen zur Cannabis Therapie bei Migräne
Was bewirkt Cannabis bei Migräne?
Studien konnten bereits zeigen, dass Cannabis eine positive Wirkung bei Migräne haben kann. Durch die Einnahme von Cannabispräparaten verkürzten sich die Anzahl der Migränetage. Auch die Häufigkeit von Übelkeit und Erbrechen nahmen ab.
Warum kein CBD/THC bei Migräne?
Bei einer medizinischen Cannabis-Therapie gegen Migräne könnte es sinnvoll sein, auf CBD-dominante Blüten zu verzichten, weil THC-haltige Sorten möglicherweise eine stärkere schmerzlindernde Wirkung bieten. Migräne ist oft mit intensiven Schmerzen und neurologischen Symptomen verbunden, und THC (Tetrahydrocannabinol) interagiert direkt mit den CB1-Rezeptoren im Gehirn. Diese Interaktion kann zur Linderung von Schmerzen, Übelkeit und Lichtempfindlichkeit beitragen, die häufig bei Migräne auftreten.
CBD (Cannabidiol) hat zwar entzündungshemmende und beruhigende Eigenschaften und kann durch seine entzündungshemmende Wirkung eine Rolle in der Migränetherapie spielen. Obwohl CBD nicht direkt auf die CB1-Rezeptoren wirkt, kann es dennoch dazu beitragen, Entzündungen zu reduzieren und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern. In einigen Fällen kann CBD jedoch die Wirkung von THC modulieren oder abschwächen. Das bedeutet, dass eine hohe Konzentration von CBD die potenziell schmerzlindernden Effekte von THC reduzieren könnte.
THC/CBD-ausgeglichene Blüten sind oft ein Mittel der Wahl bei der Therapie von Migräne. Diese ausgewogenen Sorten kombinieren die Vorteile beider Cannabinoide und können sowohl starke schmerzlindernde Effekte als auch entzündungshemmende Wirkungen bieten. Durch die Kombination können Nebenwirkungen minimiert und die therapeutische Wirksamkeit maximiert werden.
Es ist wichtig, stets mit niedrigen THC/CBD-Konzentrationen zu beginnen und die Therapie niedrig dosiert zu nutzen. Dies hilft dabei, die Verträglichkeit zu testen und mögliche Nebenwirkungen zu minimieren. Die Dosierung kann bei Bedarf schrittweise angepasst werden.
Zusätzlich gibt es Hinweise darauf, dass THC die Freisetzung von Serotonin beeinflussen kann, was bei der Pathophysiologie der Migräne eine Rolle spielt. CBD hat nicht die gleiche Wirkung auf diese Neurotransmitter. Daher könnte der Verzicht auf ausschließlich CBD-dominante Blüten zugunsten von THC-reicheren oder ausgewogenen Sorten zu einer besseren Symptomkontrolle führen.
Wichtiger Hinweis: Die Reaktion auf Cannabis ist individuell unterschiedlich, und die Wahl der geeigneten Cannabissorte sowie der richtigen Dosierung sollte immer in Absprache mit einem qualifizierten Arzt erfolgen. Es ist notwendig, eine geeignete Therapie zu finden, die an die spezifischen Bedürfnisse und Gesundheitszustände des Patienten angepasst ist
Was Migräne-Patienten über die Therapie mit Cannabis berichten
Erfahrungsbericht von Dennis F., 43 Jahre
Seit meiner Jugend leide ich alle paar Wochen, etwa alle 2 bis 4 Wochen, unter Migräneattacken. Schon Tage vorher kündigen sich diese Anfälle mit einem unangenehmen Gefühl im Kopf und Nacken an. Dann beginnt die Attacke hinter meinem linken Auge und breitet sich langsam über die linke Kopfseite bis in die Schulter und schließlich über den gesamten Kopf aus. Solche Attacken hielten bei mir häufig über 24 Stunden an.
Während dieser Zeit konnte ich kaum arbeiten. Ich musste mich in ein dunkles Zimmer zurückziehen und war extrem licht- und geräuschempfindlich. Ich habe bereits mehrere Therapien mit Triptanen und Kuren ausprobiert, war auch auf Reha und habe meditieren gelernt. Es wurde darunter etwas besser, aber die Nebenwirkungen der Therapien waren immer sehr unangenehm. Zwischen den Attacken hatte ich auch häufig Kopfschmerzen, die mich aber weniger belasteten. Sichtfeldeintrübungen hatte ich kaum.
Ich arbeite als IT-Fachkraft bei einem großen Konzern, der meiner Situation zum Glück wohlgesonnen ist und mir meine freien Tage gewährt, sollte es wieder zu Attacken kommen.
Seit zwei Jahren bin ich nun bei 5SWAN in der Cannabis-Therapie, wo ich endlich die Hilfe erhalten habe, die ich mir ein Leben lang gewünscht habe. Die Attacken sind kaum noch da. Ich verwende einen guten medizinischen Verdampfer für zu Hause, den ich täglich nutze. Mein Arzt ist sehr einfühlsam und hat mich gut angeleitet, die Therapie richtig anzuwenden. Es ist ein neues Lebensgefühl, eine neue Lebensqualität und einfach ein Leben ohne die Angst, bald wieder eine Attacke zu haben.
Früher hatte ich nie Cannabis probiert, und erst durch einen Freund konnte ich dieses wunderbare Medikament kennenlernen. Ich bekomme aktuell eine ausgeglichene THC-CBD-Blüte und nutze etwa 0,2 bis 0,3 Gramm täglich. Mein Neurologe ist begeistert, wie ich mich unter der Therapie entwickelt habe, und sieht hier große Möglichkeiten in der Migränetherapie.
Hinweis: Dieser Erfahrungsbericht spiegelt die persönlichen Erfahrungen von Dennis F. wider. Die Wirkung von medizinischem Cannabis kann individuell variieren. Die Anwendung sollte stets in Absprache mit einem qualifizierten Arzt erfolgen